Der Biker vom Weißen Stein

Jens Jankowski hat in Zittau eine Manufaktur gegründet – für Fahrräder, die höchsten Ansprüchen genügen sollen. Die besten Teststrecken für die eigenen Modelle findet er direkt vor der Haustür.

Jens Jankowski kennt jede Kurve und jeden Hügel seiner Heimat. Tausende Kilometer ist er schon mit dem Rad durchs Zittauer Gebirge gefahren. „Die Gegend ist das beste Trainingsgelände, das man sich vorstellen kann“, sagt er. Viele Strecken fährt Jankowski wieder und wieder, vor allem einen Berg kennt er so gut wie kaum ein anderer: den Weißen Stein in der Nähe von Jonsdorf, 516 Meter hoch, ein ungewöhnliches, besonders helles Gestein in dieser Landschaft. „Ich bin bestimmt schon 5000 Mal hoch und runter gefahren. Es ist einer meiner Lieblingsorte auf dieser Welt.“

„Am Ende bekommt der Kunde von uns einen Ferrari. Also den Ferrari unter den Luxus-Rädern.“

Der 30-Jährige stammt aus Zittau und für ihn war immer klar, dass er bei seinen Wurzeln bleiben möchte. Zwar zog es ihn nach dem Abitur nach Dresden, dort begann er ein Physikstudium, das Fach ist auch nach wie vor seine Leidenschaft. Aber es gab immer auch eine andere: Fahrräder in allen Facetten. Jahrelang war Jens Jankowski selbst als Sportler aktiv, er fuhr Rennen und gewann einige Titel. Er dachte auch über eine Karriere als Profi nach, aber entschied sich doch dagegen, viel zu hart, der gnadenlose Wettbewerb in dieser Disziplin. Irgendwie ist er es dann aber doch geworden – Rad-Profi, allerdings als Geschäftsmann. Jankowski ist heute Chef der Zittauer WhiteStone GmbH, einer Manufaktur für Fahrräder. Kein Massenbetrieb, in dem am Fließband produziert wird – man sieht sich ausdrücklich als Gegenentwurf. Bei WhiteStone geht es um Räder, die den allerhöchsten Ansprüchen genügen sollen. Aufwändige Sonderanfertigungen, zusammengesetzt aus hochkarätigen Einzelteilen, der Kunde darf und soll bei allen Schritten seine Wünsche äußern. Egal, ob es um die leichteste Schaltung, die besten Bremsen, die schönste Lackierung oder um Extras wie das eigene Autogramm auf der Rahmenlackierung geht. Die Preise pro Modell beginnen im oberen vierstelligen Bereich. „Wir verbinden Lifestyle mit Sportlichkeit und Individualität“, sagt Jens Jankowski. „Am Ende bekommt der Kunde von uns einen Ferrari. Also den Ferrari unter den Luxus-Rädern.“

Die WhiteStone GmbH ist ein junges Unternehmen, am Portfolio arbeitet Jens Jankowski jedoch schon seit vielen Jahren. Zum Team gehören auch Freunde und Rad-Kameraden, als Geschäftsführer ist Jankowski eingetragen. 2015 hat er sich zur Firmengründung entschlossen, ein entscheidender Schritt. Zurück nach Zittau hatte ihn bereits seine Familie geführt. Seine Frau, die als Fotografin arbeitet, stammt ebenfalls aus der Gegend, inzwischen hat das Paar zwei kleine Kinder. Jankowski wollte sich in der Oberlausitz außerdem ein Berufsleben aufbauen, mit der Rad-Manufaktur die Vorteile zweier Welten verbinden: Einerseits nutzt er regionale Netzwerke, bei einigen von den hunderten Arbeitsschritten, die für den Bau eines Rads nötig sind, arbeitet er mit Handwerkern aus der Nachbarschaft zusammen. Auf der anderen Seite setzt er auf die Vorteile der digitalen, globalisierten Welt. Viele Einzelteile lässt Jankowski sich aus der ganzen Welt liefern. Wenn ein Rad nach wochenlanger Kleinstarbeit in der Zittauer Werk fertig ist, wird es per Post zum Kunden geschickt, auf Wunsch liefert der Chef aber auch persönlich.

„Wir bedienen einen Nischenmarkt, der wächst“, sagt Jankowski. Er ist optimistisch, dass er in diesem genügend Kundschaft finden wird. Viele Kontakte sind geknüpft, die ersten Bestellungen abgearbeitet, die Bekanntheit der Zittauer Manufaktur wächst. Ein Katalysator war der Eurobike Award 2016, ein anerkannter Branchenpreis, den das Unternehmen verliehen bekam. „Das war eine wichtige Motivation für uns. Ein toller Erfolg, der hoffentlich noch weitere Türen öffnet“, sagt Jens Jankowski. Ausgezeichnet worden ist das WS 516, ein Mountainbike, entwickelt in ihrer Zittauer Werkstatt. Wer genau hinschaut, erkennt im Namen des Modells die Wurzeln von Jens Jankowski. Besser gesagt die Koordinaten seines Lieblingsplatzes: den Namen und die Höhe des Weißen Steins im Zittauer Gebirge.

whitestone.bike

Text: Doreen Reinhard / Fotos: André Wirsig

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