Der Eismann am Radweg

 

Christian Gruner hat jahrelang in der Hotelbranche gearbeitet, meist in der Ferne. Als das Heimweh größer wurde, suchte er eine Geschäftsidee in der Lausitz. Heute hat er in Uhyst ein eigenes Café und produziert Eis, klassische und exotische Sorten.

 

Ein Kompliment für einen Eisproduzenten ist es, wenn auch bei frostigen Temperaturen Kunden kommen. Vor drei Jahren hat Christian Gruner sein Eiscafé in Uhyst eröffnet. Dass es mit seinem Geschäft Fuß gefasst hat, es stetig bergauf geht, hat er auch daran gemerkt, dass sogar im Dezember noch allerhand Menschen Lust auf seine kalten Süßigkeiten haben. Im Januar und Februar hat er zwar nach wie vor Winterpause, aber in den restlichen Monaten ist das Café im Ortszentrum inzwischen eine feste Adresse. Für Kaffee und Kuchen, aber vor allem für Speise-Eis aus hauseigener Herstellung. Gut eine Tonne pro Jahr produziert der 37-Jährige in seiner Eisküche, ein paar Meter entfernt vom Café. Mit Abstand am meisten: Vanilleeis. Ein Klassiker, wobei es unter seinen Kunden durchaus verschiedene Vorlieben gäbe. „Männer mögen eher die Kombination Vanille-Schoko, während Frauen Fruchtiges bevorzugen und gern auch mal experimentelle Sorten probieren.“ Die ebenfalls im Angebot sind, die Geschmacksrichtung Basilikum-Tomate oder Quarkeis mit Sesam-Karamell zum Beispiel.

„Die Münchner Zeit war wirklich schön“, sagt Christian Gruner. Allerdings blieb das Heimweh nach ihrer großen Familie, nach ihrem Lausitzer Zuhause.

Christian Gruner ist nicht zufällig im Gastgewerbe tätig, aber zufällig auf Eis gekommen. In Uhyst ist er aufgewachsen, sein Elternhaus kann man vom Café aus sehen. Auch der Gasthof Drei Linden direkt gegenüber gehört im weitesten Sinne zur Familie, ein Cousin betreibt ihn. Nach dem Abitur war Gruner erst bei der Bundeswehr, danach begann er Tourismus zu studieren. Nebenbei arbeitete er in Hotels, um sich das Studium zu finanzieren. Nach dem Abschluss bekam er seinen ersten Job als Empfangsleiter in einem Schweriner Hotel, nach zweieinhalb Jahren wechselte er in ein Münchner Hotel. Nicht nur eine professionelle Entscheidung. Seine Freundin, die ebenfalls aus Uhyst stammt, hatte Arbeit in der Stadt gefunden. Das Paar wollte zusammenleben. Drei Jahre haben sie in der bayrischen Hauptstadt verbracht, fast jeden Urlaub allerdings zuhause, weil der Sommer am Bärwalder See für sie die beste Erholung ist. „Die Münchner Zeit war wirklich schön“, sagt Christian Gruner. Allerdings blieb das Heimweh nach ihrer großen Familie, nach ihrem Lausitzer Zuhause. Und ein Nebenaspekt: Die Kostenbilanz fiel schlechter aus als erwartet. „Wir haben beide in München besser verdient, aber die Lebenskosten waren auch höher.“ Dass das Leben in der Großstadt mitunter schwieriger als auf dem Land sein kann, merkten sie, als sich das erste ihrer zwei Kinder anmeldete. Für einen Kita-Platz, Durchschnittspreis etwa 500 Euro pro Monat, haben sie ein Dutzend Bewerbungen geschrieben, es aber nur auf Wartelisten geschafft. Auch das war schließlich ein Anstoß für ihre Entscheidung: Sie wollten zurückkehren. Die kleine Familie kam erst mal bei den Eltern von Christian Gruner unter, das sollte nur eine Zwischenlösung sein, das Miteinander bewährt sich jedoch bis heute. Der Kita-Platz war in Uhyst schnell gefunden, für 150 Euro pro Monat. Christian Gruner arbeitete in Hotels in der Region, suchte aber nach einer dauerhaften Perspektive für sich. Zufällig stieß er auf Seminare in einer Eismanufaktur. Als seine Mutter nach einigen Tagen wissen wollte, wie ihm der neue Lehrstoff gefällt, antworte er: „Super, das ist genau mein Ding. Ich werde ein Eiscafé eröffnen.“ Das war damals noch halb als Spaß gemeint, aber Christian Gruner ließ die Idee nicht los. Er erstellte einen Businessplan, holte sich Unterstützung bei einem Unternehmensberater, nahm einen Kredit auf, um Gerätschaften und die Einrichtung zu finanzieren. Im April 2014 wurde das Eiscafé Gruner eröffnet. In der Anfangszeit kamen vor allem Rad-Touristen, der Spreeradweg führt direkt am Café vorbei – ein Vorteil in der nicht massentouristisch erschlossenen Lausitz. Nach und nach sprach sich das Angebot auch in der Umgebung herum, mittlerweile hat Christian Gruner Stammkunden und beliefert außerdem einige regionale Lokale. Bereut hat er seine Entscheidung nie. Sein Café entwickelt sich inzwischen sogar zu einem stabilen Arbeitgeber. Bis zu sieben Mitarbeiter beschäftigt Gruner in der Saison. Demnächst kommt ein weiterer hinzu: Sein Bruder, der als Koch auch jahrelang in München gearbeitet hat, kehrt ebenfalls in die Lausitz zurück.

www.gruners.de

Text: Doreen Reinhard / Fotos: André Wirsig

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