Führung im Familienverbund

miunske GmbH heißt ein Oberlausitzer Mittelständler für elektronische Systeme. Und die Familie, die dahinter steht – ein Beispiel für eine gelungene Unternehmensübergabe von einer Generation an die nächste.

 

Auch Außenseiter können gute Unternehmer werden und sein, aber es braucht Zeit, die DNA eines Unternehmens kennenzulernen. Der Vorteil eines Familienunternehmens: Man hat dieses Wesen sowieso verinnerlicht. Die Firma ist die Familie und umgekehrt. Dass sich beides beeinflusst, sieht man in der Zentrale von miunske, einem mittelständischen Unternehmen, spezialisiert auf elektronische Systeme für mobile Arbeitsmaschinen, Nutz- und Sonderfahrzeuge mit eigener Entwicklungsabteilung. Mehrere Firmengebäude für Verwaltung und Produktion stehen mittlerweile an der Hauptstraße in Großpostwitz, aber es gibt hier auch viel Platz für die Bedürfnisse der 66 Mitarbeiter: einen Sozialtrakt für die Angestellten, einen großzügigen Garten für Pausen und auch in den Büros legt man viel Wert auf Wohnlichkeit. „Wir verbringen so viel Zeit an unseren Arbeitsplätzen, da sollte man sich wohl fühlen“, sagt Katrin Miunske. Ein echter Familienbetrieb – in doppelter Hinsicht. Als Führungsquartett an der Spitze stehen die Schwestern Katrin Miunske und Jana Kirstein sowie ihre Ehemänner Stephan und René – die zweite Generation. Pionier und Gründer ist Vater Johannes Miunske, der sich inzwischen in den Ruhestand zurückgezogen hat. Zur Erfolgsgeschichte gehört auch dieses Kapitel: So gelingt eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge.

„Es ist ein großes Glück, dass wir alle unsere Talente in die Firma einbringen können. Niemand verbiegt sich, jeder arbeitet in dem Bereich, der ihm besonders liegt“

Ein bisschen Fügung gehört dazu. „Es ist ein großes Glück, dass wir alle unsere Talente in die Firma einbringen können. Niemand verbiegt sich, jeder arbeitet in dem Bereich, der ihm besonders liegt“, sagt die 44-jährige Katrin Miunske. „Das ist natürlich eine hervorragende Konstellation.“ Das Unternehmen war immer ein zentrales Thema der Familie, die Miunske-Schwestern sind damit aufgewachsen, haben erlebt, wie ihr Vater allein angefangen und sich nach oben gekämpft hat. In der DDR war Johannes Miunske Konstrukteur im VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen, nach dem Mauerfall blieb er in diesem Bereich, zunächst als angestellter Handelsvertreter, doch richtig glücklich war er damit nicht. Er hatte Ideen und Pläne, wollte diese aber nicht durch vorgegebene Strukturen manövrieren, sondern sich allein ausprobieren und wagte sich 1994 in die Selbständigkeit. 1996 gründete Johannes Miunske die heutige Firma – ein Start-up, das tatsächlich in der Garage begann. Katrin Miunske spricht mit viel Stolz von ihm, als Vater und als Unternehmer-Persönlichkeit. „Am Anfang haben viele über seine Ideen den Kopf geschüttelt, aber er hat sich davon nicht beirren lassen, sondern seine Ziele verfolgt, dabei immer sehr innovativ und mit Weitblick gehandelt.“ Die Wachstumskurve gab ihm Recht. 2001 zog miunske in die heutige Firmenzentrale – damals noch mit sieben Mitarbeitern. Das Haus war eigentlich zu groß, aber der Gründer wusste, dass dieser Platz sich bald füllen würde. Inzwischen ist rundherum ein ganzes Firmenareal entstanden.

Die Töchter haben jeden Schritt des Unternehmens begleitet, zunächst außerhalb. Sie wollten erst mal ihre eigenen Wege gehen. Katrin Miunske machte ihr Abitur in den Wendewirren und dachte erst an ein Medizinstudium. „Aber damals war alles so unsicher. Ich habe mich schließlich für das Steuerrecht entschieden. Davon hatte man damals hierzulande wenig Ahnung, dieses Wissen wurde gebraucht.“ Nach dem Abschluss arbeitete sie als Finanzbeamtin. Ihre drei Jahre jüngere Schwester Jana wurde Verwaltungswirtin. Dass beide Töchter, die jahrelang im öffentlichen Dienst gearbeitet haben, irgendwann in den Familienbetrieb nachrücken, war lange nur ein vager Plan. Hin und wieder stellte der Vater die Frage: „Wann kommt ihr in die Firma?“ Die Antwort der Töchter lautete: „Wenn der richtige Zeitpunkt da ist.“ Der kam schließlich unerwartet: 2012 hatte ihr Vater gesundheitliche Probleme. Die Ärzte rieten ihm, beruflich kürzer zu treten. Die Schwestern traten das Erbe an – mit einvernehmlicher Arbeitsteilung. Einer der Ehemänner leitet heute den Bereich Entwicklung, der andere die kaufmännische Abteilung. Jana, die nun Kirstein heißt, kümmert sich um Lohn- und Personalfragen. Ihre Schwester Katrin, die den Nachnamen der Familie auch privat weiterführt, ist Geschäftsführerin. Die Unternehmensstrategie setzt weiterhin auf kontinuierliches Wachstum. Weit über 10.000 Artikel und elektronische Lösungen für mobile Arbeitsmaschinen, Nutz- und Sonderfahrzeuge hat miunske derzeit im Angebot, vom Relais bis zur CAN-Tastatur. Ein Vorteil des Mittelständers ist seine Flexibilität: „Wir können in sehr verschiedenen Größenordnungen produzieren. Andere Firmen würden für kleine Stückzahlen nicht die Maschinen anwerfen, wir machen das schon“, sagt Katrin Miunske. Mehr als 1000 aktive Kunden sind bei miunske gelistet, von kleinen Betrieben, die pro Jahr 500 Euro umsetzen, bis zu Branchenriesen, die regelmäßig für sechsstellige Beträge bestellen.

Vater Johannes Miunske, inzwischen 66 Jahre alt, genießt mit seiner Frau den Ruhestand – nur, wenn es gefragt ist, kommt er noch als Berater hinzu. Auch das gehört zur Familiennachfolge: Loslassen, wenn die nächste Generation übernimmt. Die hält sich wiederum an eine andere Regel: Wenn es um die Firma geht, herrscht Sachlichkeit. „Man muss sich disziplinieren, dass jeder an den Vorteil des Unternehmens denkt und nicht in Familienfronten“, sagt Katrin Miunske. „Bei uns hat das schon immer gut funktioniert. Ich bin sehr dankbar, dass wir vier uns haben.“

www.miunske.com

Text: Doreen Reinhard / Fotos: André Wirsig

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